ServiceOase Marathon

von André Richter, Mai 2008


Wo läuft es hin, das Serviceland Germany? Bekannt für aufopferungsvollen Service oder uneingeschränkte Höflichkeit ist der Deutsche noch nie gewesen. Kaum einer hat sich in den Geschäften oder Institutionen unseres Landes vor Freundlichkeit umgebracht. Natürlich ist es in den zurückliegenden Jahren auch in unserem Lande viel besser mit dem grimmigen Gesicht über der Ladentheke geworden. Manchmal wird man heute am Telefon so euphorisch und emotional begrüßt, dass einem die ganze Freude im Halse stecken bleibt. Zum Glück hat sich dieser höfliche Trend nicht schon auf die Briefkorrespondenz ausgeweitet.
Ganz anders geht es dabei auf dem internationalen Läuferparkett zu. So wird z.B. beim Marathon jeder Läufer mit einer Startnummer und seinem eigenen Namen versorgt, er bekommt Wasser, Bananen und andere Leckereien gereicht. Die gelaufene Zeit muss er später nicht selbst nachrechnen; er bekommt diese genannt. Ganz von selbst wird der Athlet von Applaus an der Strecke umspült und mit einer Medaille für seine Teilnahme versorgt. Welch ein Zahnarzt kann so etwas z.B. - nach schmerzvollem Kampf mit der Zahnwurzel - seinen Patienten bieten?
Doch damit ist der Servicegedanke beim Marathon längst noch nicht zu Ende. In Zukunft sollen "fliegende" Helfer lokale Massagen an Waden und Oberschenkeln durchführen. Wann immer Sie es wünschen, ruft man Ihnen die Zwischenzeit oder einen lieben Gruß Ihres Partners zu. Frischluft wird Ihnen regelmäßig in kleinen Dosen zugefächelt. Sie bekommen die Stirn trocken getupft oder das Haupthaar befeuchtet. Sogar zu stark verschwitzte Kleidung können Sie während des Laufens wechseln, so dass Sie vollständig auf die Dusche danach verzichten können. Als Besonderheit genießen alle Walker eine Qualitätskontrolle beim Halten Ihrer Walking-Stöcke.
Dem Servicemarathon sei somit der Weg geebnet. Es ist jedoch zu vermuten, dass zum Ziel noch ein langer Weg ist - auf geht's!